Interview geführt am 30. September 2016 von Grigor Avetissyan, Yvonne de Boer, Claire-Marine Marouby und Yannick Piété (Germanistik-Studierende im 2. Jahr LLCE Allemand, Universität Toulouse)

Interview in französischer Sprache


Cédric Broët

Cédric Broët arbeitet für das Archiv des Départements Hautes-Pyrénées und ist für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Er ist zudem für den Bildungsservice tätig, in diesem Rahmen ist er auch am Projekt Garaison beteiligt.


Wie haben Sie von diesem Projekt in Notre-Dame de Garaison erfahren?

Ich wurde von einer Lehrerin aus Garaison kontaktiert, die einen Dokumentarfilm über ihre Institution drehen lassen wollte. Sie wollte wissen, ob es Archivbestände über das Lager gäbe. Und in der Tat, nachdem die gesamte Administration des Lagers unter der Autorität der Präfektur stand, verfügen wir über die Bestände der Präfektur ebenso wie die Dokumente, die das Funktionieren des Lagers und die Internierten betreffen.

Für welche Abteilung sind Sie zuständig?

Ich kümmere mich um den Bildungsservice, das ist eine Abteilung des Départements für das Lehrpersonal. Dank dieser Abteilung haben Lehrer Zugang zu unseren Archiven. Zusammen mit uns können sie also Workshops zu geschichtlichen Themen organisieren. Mit dem Projekt Garaison sind wir gelegentlich in den Klassenräumen vertreten und bieten jährlich etwa 5 Einheiten mit Jean-Michel Delavault und seinen Neuntklässlern an. Die Schüler dieser Klassen werden dazu animiert, die Interniertenakte zu durchforsten. Anfang des Schuljahres haben wir mit J.-M. Delavault eine Auswahl getroffen, um festzulegen, mit welchen Dossiers die Schüler in diesem Jahr arbeiten werden.

Was nehmen Sie persönlich von der Arbeit an diesem Projekt mit?

Ich habe einen Aspekt des 1. Weltkriegs entdeckt, den ich noch nicht kannte, und zwar die Internierungslager für Zivilpersonen. Es hat mir Freude bereitet, in mehreren Sitzungen mit den SchülerInnen zu arbeiten und sie ihre Arbeit weiterentwickeln zu sehen. Ich habe auch sehr die positive Einstellung geschätzt, mit der die Schüler an das Projekt und das Archiv herangegangen sind. Es geht ja auch ein bisschen darum, das verstaubte Bild, das Archiven oftmals anhaftet, verschwinden zu lassen.

Wieviele Personen waren denn in Garaison interniert?

Zwischen 1914 und 1919 variierte die Anzahl der Internierten. Die Aufnahmekapazität des Lagers wurde auf 1300 Personen geschätzt, maximal waren dort zur selben Zeit zwischen 1100 und 1200 Personen. Es gab Schwankungen, und auch viel Bewegung zwischen den Lagern. In Frankreich gab es nämlich ungefähr 60 Internierungslager, verteilt über die Metropole und die Kolonien. Und einige dieser Lager waren Straflager. So konnte jemand, dessen Verhalten in Garaison negativ auffiel, in ein Straflager anderswo in Frankreich geschickt werden. Die Schwankungen haben aber auch mit den Frauen zu tun, die nach einer gewissen Zeit mit ihren Kindern das Lager verlassen durften. Man behielt nur wehrpflichtige Männer im Lager, ebenso wie jene Frauen, die entschlossen hatten, bei ihren Männern zu bleiben.

 

Interview in französischer Sprache